
10.09.2012
“Aliens” in Freising: Besuch beim Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie in Freising
Im Rahmen des Wirtschaftssommers der CSU-Freising haben wir gestern den Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie von Prof. Jürgen Geist an der TU München im Wissenschaftszentrum Weihenstephan besucht. Die Labors befinden sich in der alten “Fischzucht” am Mühlenweg in Freising-Vötting.
Die Forschung am Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie widmet sich folgenden Kernfragen: Wie funktionieren aquatische Ökosysteme? Wie beeinflussen natürliche und anthropogene Faktoren (z.B. Aussterbeprozesse oder Invasionen von Neobiota) die Funktionalität dieser Systeme? Wie können effektive Strategien zum Schutz aquatischer Biodiversität entwickelt werden, die ökologische und genetische Prozesse berücksichtigen?
Zur Beantwortung dieser Fragen verknüpft das Forscherteam um Jürgen Geist, aus dem zahlreiche Diplom-, Master- und Doktorarbeiten hervorgehen, molekulare Methoden der Genetik und Isotopenanalyse mit klassischen Methoden der Ökologie, Limnologie und Fischbiologie. Dieser interdisziplinäre Forschungsansatz beinhaltet die Entwicklung von Messverfahren zur Analyse aquatischer Habitatqualität, die Entwicklung und Anwendung molekulargenetischer Marker für aquatische „non-model species“, die Analyse trophischer Interaktionen in Nahrungsnetzen und die Entwicklung von Stress-Biomarkern in Fischen und Mollusken.
Ein grundlegendes Verständnis koevolutiver Prozesse und der Zusammenhänge zwischen populationsgenetischen Strukturen, „life history strategies“ und ökologischer Einnischung bildet eine wichtige Basis für den Erhalt aquatischer Biodiversität.
Prof. Geist und seine Mitarbeiter haben uns einen spannenden Einblick in dieses wirklich faszinierende Forschungsgebiet ermöglicht. Live sehen konnte wir z.B. den Signalkrebs, einem “Alien” in unseren Gewässern, der eigentlich aus Nordamerika kommt, aber bei uns durch die Übertragung der Krebspest Schaden anrichtet. Sehen konnten wir auch den vom Aussterben bedrohten Huchen, dessen Lebensbedingungen erforscht werden.
Man merkt sofort: Hier sind begeisterte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Werk. Und: es gibt noch sehr viel zu erforschen auf diesen Gebieten, teilweisen stehen wir da erst am Anfang. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die von Prof. Geist angebotenen Studiengänge überdurchschnittlich nachgefragt werden.
In der Fischzucht Weihenstephan