
27.02.2016
Politischer Salon: „Gendergaga – zwischen Realsatire und gefährlicher Ideologie“
Politischer Salon am 24.02.2016 mit der Journalistin und Publizistin Birgit Kelle.
„Gendergaga – zwischen Realsatire und gefährlicher Ideologie“, dies war das Thema meines siebten Politischen Salons, der am 24.02.2016 in der Aula des Kardinal-Döpfner-Hauses auf dem Freisinger Domberg stattgefunden hat.
Ich habe dazu diesmal die Journalistin und Publizistin Birgit Kelle eingeladen, um mit ihr über das kontroverse Thema „Gender-Mainstreaming“ zu sprechen.
Es geht dabei um weit mehr als die rechtliche und faktische Gleichstellung von Mann und Frau, nämlich um eine Ideologie, die sich seit 20 Jahren durch alle Hierarchieebenen gearbeitet hat: Gleichstellungsbeauftragte, Kirchen, Unternehmen, Ämter – alle haben sich des Themas angenommen. Wir gendern jetzt Spielplätze, Ampeln, Toiletten, Studiengänge, die deutsche Sprache und sogar die Bibel.
Birgit Kelle hat sich damit in diversen Büchern und Diskussionsbeiträgen kritisch auseinandergesetzt. Die Rheinische Post schreibt dazu: „Die vierfache Mutter und Autorin Birgit Kelle streitet konservativ, modern, couragiert gegen haarsträubende soziopolitische Gender-Umtriebe zur Vermanschung der Geschlechter“ und der Cicero schreibt: „Wie sehr die Gender-Theorie mittlerweile den Alltag bestimmt, zeigt Birgit Kelle auf kurzweilige und polemische Weise.“
Gerade das Thema „Gender-Mainstreaming“ ist ein Thema, das nicht auf den Elfenbeinturm intellektueller akademischer Debatten beschränkt ist – und das darf auch nicht sein. Denn es ist hoch politisch.
Völlig richtig, sagen die einen. So ein Unsinn, sagen die anderen. Was Genaues wissen wir nicht. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, schon einmal den Institutionalisierungsmotor anzuwerfen: Gleichstellungsbeauftragte, Kirchen, Unternehmen, Ämter, Gesetzgeber – alle haben sich des Themas angenommen. Und so hat sich dieses Thema in den letzten 20 Jahren durch die Institutionen und Hierarchien gearbeitet. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studiengänge für Gender-Studies, Lehrstühle und Forschungszentren. In unserer Sprache ist das Thema als erstes angekommen: Völlig unproblematisch verwenden wir persönlich oder in offiziellen Dokumenten entweder männliche und weibliche oder gleich ganz neutrale Begriffe. Auch das große I mitten in einem Wort verstört nur noch wenige. Aber der Trend geht weg von den BäckerInnen und hin zur Bäckx mit X am Ende.
Halt, denkt man sich dabei. Geht das nicht zu weit? Ist das noch normal? Ist das wissenschaftlich? Ist das vernünftig? Oder ist das nicht eine Ideologie, die weit über das eigentliche Ziel der Gleichberechtigung hinaus schießt und Raum greift in allen Lebensbereichen? Und wie geht man damit um, als Behördenleiter, als Normalbürger, als Politiker? Erst gendern, dann nachdenken, lautet die Parole, damit man nicht im Shitstorm der Political Correctness Schiffbruch erleidet.
Soll man mitmachen oder soll man sich ironisierend zurück lehnen und sich denken, dass auch diese Mode wieder vorbei geht? Oder soll man sich dagegen auflehnen?
Auch wenn der Eindruck entsteht, eine bestimmte Idee sei dabei, alle gesellschaftlichen und politischen Bereiche zu erfassen, auch wenn dafür Forschungsgelder für Lehrstühle und Institute bereit gestellt werden und damit der Anschein der Richtigkeit genährt wird, auch wenn sich eine Idee in der politischen Klasse und ihren Entscheidungen festsetzt, muss sie nicht richtig sein, nur weil sie irgendwie etwas Gutes will. Man muss sich vielmehr stets kritisch damit auseinandersetzen.
Es geht mir nicht darum, Gender-Mainstreaming vordergründig mit Irrlehren früherer Zeiten wie Geozentrismus oder Eugenik zu vergleichen, weil das eine völlig unhistorische Herangehensweise wäre. Aber die Mechanismen ähneln sich und daher müssen wir kritisch darüber nachdenken und uns dazu verhalten.
Der Vortrag und die Diskussion mit Birgit Kelle haben mich darin bestärkt, sorgfältiger zu differenzieren, zwischen richtiger Gleichstellungspolitik und weit über das Ziel hinausschießender Gender-Ideologie. Hierzu müssen wir auch in unseren politischen Entscheidungen mehr Mut haben.